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Channel: Kommentare zu: Berufsheer ist teurer
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Von: Dr. Martin Tiefenthaler, Hptm-Arzt der Míliz

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Wehrpflicht: eine Untote
Das großkoalitionäre Österreich fragt den Wähler nach der allgemeinen Wehrpflicht mangels eigener Antworten. Wir Mittvierziger haben noch unter der Spannocchi Doktrin der raumgebundenen Landwehr des kalten Krieges Jagdkampf in Obergricht, Außerfern und Ötztal mit Granatwerfer am Rücken (neben Großrucksack) gemacht. Doch das ist Geschichte: Der kalte Krieg ist vorbei und Verteidigungsminister Günther Platter hat 2006 folgerichtig die Wehrpflicht von 8 auf 6 Monate verkürzt. Das Ergebnis: Milizübungen von Offizieren und Unteroffizieren ohne Truppe. Mit Zündholzschachteln statt Fahrzeugen und Zetteln statt tatsächlichen Verwundeten und regelmäßig wechselnden Grundwehrdienern statt Milizsoldaten. Dennoch, ich habe bei der Truppe viel gelernt: Führen von absolut Unwilligen unter widrigsten Umständen und mich beim Granatwerfen auf Schipisten beschießen zu lassen ohne gleich Disziplinarmaßnahmen zu ergreifen. Später in der Sanitätstruppe haben wir regelmäßig beim BMLV darauf hingewiesen, dass der Einsatz der vorhandenen Sanitätsausrüstung am Menschen einer strafbaren Handlung entspricht. Doch wir haben die Zeit genutzt: Kurse für Notarztrefresher oder Notfallsanitäter in der Truppenübung, damit waren die Feuerwehrmitglieder nach der Übung rezertifiziert. Aber abseits von Privatinitiativen gegen grenzenlosen Leerlauf: das österreichische Heer kann seine militärischen Aufgaben nicht erfüllen. Die Infanterie ohne Motorisierung ist nicht mehr zeitgemäß und die mechanisierten Kräfte sind nicht vorhanden. Die militärisch technische Entwicklung hat die Wehrpflichtigen überholt und es ist eine Anmaßung heute mit dem Ausrüstungsstand und der Ausbildungszeit der Grundwehrdiener des Bundesheeres mit Grundwehrdienern abseits von Katastrophenschutz militärische Aufgaben bei EU, Nato und UNO übernehmen zu wollen. Die Nachbarn haben dafür Berufssoldaten im Expertenstatus. Jede gemeinsame Übung macht uns da sicherer! Wer heute für die Beibehaltung der Wehrpflicht ist, ist ein Realitätsverweigerer, der billigst militärisch schlecht Ausgerüstete als Katastrophenhilfspersonal und Zwangszivildiener will oder konservativen Idealen von Gehorsam nachhängt: Das einzige sicher erlangte Ausbildungsziel ist, dass die Wehrpflichtigen im Leerlauf so frustriert und in der Befehlskette so drangsaliert werden, bis der letzte Aufmüpfige kapiert: Blinder Gehorsam ist alles! Ob dafür der Jugend 6 Monate geraubt werden müssen ist die wahre Entscheidung. Doch einer klerikal oder national hierarchisch ausgerichteten Gesellschaft bedeuten Gehorsam und kritiklose Unterordnung offensichtlich so viel, dass man die Wehrpflicht beibehalten und weiterhin alle jungen Männer indoktrinieren will. Statt mit ihrer Empathie für ihre Bereitschaft für ein freiwilliges soziales Jahr zu rechnen. Gleichzeitig schließt man auch noch alle Frauen aus. Eine Respektlosigkeit vor der jungen Generation! Mehrheitlich gehen in Europa die Uhren inzwischen anderes.


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